Bernhard Rein, ein Bildhauer in Erlangeneine Ausstellung zum 70. Geburtstagin der Antikensammlung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1. Juli bis 1. August 2009 Kochstraße 4 91054 Erlangen 09131/85 24 791 Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag und jeden 2. und 4. Sonntag eines Monats jeweils 14-17 Uhr |
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Vom Wert der Verzierung
In der Antike aber waren Ornamente allgegenwärtig: Rankengeschlinge wucherten als Bauschmuck an Tempeln, sie bekrönten Bildstelen, sie rahmten aber genauso die Henkel antiker Tongefäße. Rosetten und Palmetten gab es von marmorner Wucht bis zu winzigsten Elfenbeinschnitzereien und in jedem Material. Flechtwerke überzogen die Altarschranken frühmittelalterlicher Kirchen genauso wie die Waffengürtel römischer Soldaten und geflochtene Knoten gehören zu den frühen Ornamenten der griechischen Vasenmalerei. Kurzum: schon immer hat der Mensch versucht, die Dinge, mit denen er sich umgab, durch Verzierungen zu gestalten. Dabei hat noch lange nicht jedes Ornament einen tieferen Sinn: oft ist eine Rosette eben nur ein schönes Blümchen, ein Muster im Hintergrund. Heutzutage haben wir all diese Verzierungen windschlüpfriger Funktionalität geopfert: sogar die Zierleiste aus Gummi, die den Lack unserer Automobile vor Beschädigung schützen soll, gibt es nur auf Wunsch und gegen Aufpreis. Die Welt wurde mit der Moderne erheblich nüchterner. Das erfasst auch die Kunst: heute ist das Wort "ornamental" in der Kunstkritik fast schon ein Schimpfwort.
Es ist bezeichnend, daß die meisten dieser Skulpturen keine Titel tragen: das haben sie auch nicht nötig. Sie sind keine Bildrätsel, die es zu entschlüsseln gilt, sondern sie bieten den Augen oder den Fingern eine unmittelbare Erfahrung. Sollte doch einmal ein Wortspiel eingefangen sein, steht es in der Regel – in Stein gemeißelt – drauf.
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